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Rede des 1. Vorsitzenden Walter Ruth

Liebe Gäste,

bei einem 50-sten Geburtstag gehört es dazu, dass man einmal kurz innehält und auch einen Blick in die Vergangenheit richtet.

Dem Theologen Dietrich Bonhoeffer wird das Zitat zugeschrieben: Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung.

In diesem Sinne will ich hier nicht in verklärten Erinnerungen schwelgen, sondern versuchen, die Geschichte des FCO anhand weniger Schlaglichter aus meiner Sicht darzustellen, um für die Zukunft zu verdeutlichen, dass früher eben nicht alles besser und einfacher war; wie es heute so gerne und so leicht dargestellt wird, sondern um zu verdeutlichen, dass es immer eines besonderen Engagements einiger Menschen bedurfte und auch künftig bedarf, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, es über einen so langen Zeitraum nicht nur zu erhalten sondern auch weiterzuentwickeln und andere dabei mitzunehmen.

Warum können wir also heute dieses Jubiläum als eigenständiger Verein überhaupt feiern?

Wenn man sich die Tabelle unseres ersten Spieljahrs ansieht, muss man feststellen, dass von den weiteren 14 Vereinen inzwischen 3 komplett von der Fußball-Bildfläche verschwunden sind und außer uns nur noch 5 Vereine in der damaligen Konstellation, sprich eigenständig, aktiv sind. Alle anderen sind Spielgemeinschaften eingegangen.

Warum hat also dieser Fußballverein in einem Ort mit gut 500 Einwohnern bis heute überlebt?

Es hat beim FCO immer Menschen gegeben, die den Kopf auch nach Rückschlägen nicht in den Sand gesteckt haben, sondern den Blick in eine positive Zukunft gerichtet haben, nicht mit unrealistischen Spinnereien, sondern mit einem gesunden, optimistischen Realismus.  Es gibt sicher viele Beispiele, die deutlich machen, dass Rückschläge (sportlich wie wirtschaftlich) so, wie im privaten oder auch beruflichen Leben eines jeden Einzelnen von uns auch im Vereinsleben dazu gehören und es immer wieder wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern optimistisch und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.

Was war nun dieses ganz normale Leben, dieses Auf und Ab des FC Oberwalgern? Ich will es anhand einiger weniger Beispiele beschreiben?

Bereits in den dreißiger Jahren und auch von 1950  bis 1954 gab es einen Fußballverein in Oberwalgern. Trotz der gewonnenen Fußball-Weltmeisterschaft 1954 und der dadurch entstandenen Fußballeuphorie im Lande, musste der Spielbetreib in Oberwalgern aus Mangel an Spielern wieder eingestellt werden.

Obwohl dies nun schon zum zweiten Mal schief gegangen war, fassten gut 10 Jahre später 39 Männer aus Oberwalgern wieder den Mut und gründeten einen neuen Verein, der dann auch sehr erfolgreich in die erste Saison1966/67 startete mit einem hervorragenden 3. Tabellenplatz am Ende und der bis zum heutigen Tag nur ein einziges Mal ein Spiel der 1. Mannschaft absagen musste.

Und dabei entsprach der Fußballplatz damals noch nicht einmal den für den Spielbetrieb erforderlichen Maßen. Er musste mit hoher Eigenleistung und unter ganz mühsamen Bedingungen hergerichtet werden.

Anfang der 70iger Jahre brannte unser Gerätehaus nieder. Unsere Mitglieder krempelten die Ärmel hoch, packten an und legten den Grundstein für unser heutiges Sportheim.

Die in den 70iger Jahren nicht gefruchtete Einsaat unseres damaligen „Ackers“, der Baustopp während der Sportplatzsanierungsarbeiten 1991 und eine pressewirksame Abrissverfügung für eine Grillüberdachung waren weitere Rückschläge, durch die wir uns nicht aus der Bahn werfen ließen.

Sportlich verpasste unsere Mannschaft 1973 erstmals den Aufstieg in die A-Klasse nur knapp. Ein erforderlich gewordenes  Entscheidungsspiel verloren wir gegen Blau-Gelb Marburg leider deutlich. Trotzdem nahmen wir einen Neuanlauf und konnten die Meisterschaft und den Aufstieg dann 3 Jahre später pünktlich zum 10-jährigen Bestehen feiern.

Sportlich waren da noch zwei weitere Aufstiege (1988 und 2004), die jeweils nach nur einem Jahr wieder zum Abstieg führten – einmal sogar mit 136 Gegentoren und nur 5 Punkten; aber auch hier hielten wir immer wieder zusammen und kämpften weiter.

Mitte der 90iger Jahre hatten wir akuten Spielermangel und insgesamt über alle Altersklassen hinweg nur 14 Jugendfußballer und wir standen vor der Frage, ob wir der Nachfrage gleich zweier Nachbarvereine nachkommen sollten und eine Spielgemeinschaft eingehen sollten. Wir haben uns damals anders entschieden und können heute rückblickend sagen, dass diese Entscheidung richtig war, richtig im Sinne des Breitensports und im Sinne der Vereins- und Dorfgemeinschaft, das heißt, unabhängig von seinem Leistungsvermögen wird bei uns jedem weiterhin die Möglichkeit eröffnet seinem Lieblingssport Fußball nachgehen zu können und Teil unserer Fußball- und auch Dorfgemeinschaft zu sein. Fußball in Oberwalgern ist mehr als ein sonntägliches Spiel zweier Mannschaften, deren Spieler heute hier und morgen da spielen.

Vor kurzem ging die pressewürdige Meldung durch die Medien , dass Alex Meier der 10. Spieler in der Bundesligageschichte von Eintracht Frankfurt sei, der sein 250. Meisterschaftsspiel absolviert und wir wissen alle (spätestens seit heute), dass die Geschichte der Eintracht in der Bundesliga in etwa genauso lang ist wie die des FC Oberwalgern in der Kreisliga. Bei uns sind es nachweislich mindestens 68 Spieler mit mehr als 250 Spielen für den FCO, 12 Spieler haben sogar über 500 Spiele absolviert und einer (Siegfried Koch) sogar über 1000. Dies zeugt von einer hohen Identität und einem hohen Wohlgefühl mit und bei unserem Verein.

Es gibt sicher eine ganze Reihe von Aspekten, die dazu beitragen. Einige, die mir wichtig erscheinen, will ich kurz darstellen:

1.       Bei uns leisten unsere Frauen schon immer einen wesentlichen Beitrag zum Vereinsleben und mit der Gründung der Aerobic-Abteilung vor genau 20 Jahren sind sie auch sportlich zu einer echten Bereicherung geworden.

2.       Unsere Alte Herren-Abteilung ist das Zugpferd für unsere geselligen Veranstaltungen (Backhausfest, Weihnachtsmarkt, Vereinsfahrten, Bundesligabesuch) und immer um die Verbesserung der Finanzsituation bestrebt.

3.       Wir lassen die Übernahme von Verantwortung durch junge Menschen, d.h. i. W.  unsere aktiven Spieler zu, fordern sie teilweise auch ein und sie wird wahrgenommen.

4.       Wir bemühen uns immer, auch diejenigen wieder mitzunehmen, die in der Jugend irgendwann, aus welchen Gründen auch immer, fußballerisch auf der Strecke geblieben sind.

5.       Wir pflegen einen grundsätzlich völlig unkomplizierten, sprich einfach nur normalen, aber wenn erforderlich auch empathischen Umgang mit Spielern und Zuschauern anderer Herkunftsländer

6.       Wir halten weiterhin fest am reinen Amateurstatus im ursprünglichen Sinn und vermeiden somit irgendwelche Neiddebatten oder –gefühle innerhalb der Mannschaft und von „Spielernomadentum“.

7.       Wir sind uns auch in Zeiten, in denen es gut läuft, immer bewusst, dass wir uns bzgl. des Fortbestandes unseres Vereines auf einem schmalen Grat bewegen und dass wir in unserem Streben um Erhalt und Weiterentwicklung nicht nachlassen dürfen und last but not least

8.       Die vorhandenen Sportanlagen befinden sich mit Ausnahme des Grund und Bodens im Vereinsvermögen, dies bedeutet Eigenverantwortung, Identität und die Verhinderung des Entstehens einer Anspruchsmentalität, d.h. nicht andere, sprich die öffentliche Hand ist verantwortlich für unsere Anlagen, sondern wir müssen uns selber darum kümmern und wissen sie daher auch wertzuschätzen und zu pflegen – auch wenn dies mit viel Aufwand verbunden ist.

Natürlich wissen wir auch die Unterstützung der öffentlichen Hand und der Sportverbände zu schätzen aber auch der zahlreichen Firmen, die z. B. Bandenwerbung betreiben und hierfür sind wir sehr, sehr dankbar; aber wir sind auch selbstbewusst genug zu sagen, dass wir – und da spreche ich, so denke ich für alle anwesenden Vereinsvertreter -  einen nicht zu unterschätzenden Beitrag leisten, durch den junge Menschen spielerisch ganz wesentliche Voraussetzungen für unser berufliches und gesellschaftliches Zusammenleben erlernen, die man in jeder qualifizierten Stellenausschreibung nachlesen kann, welche da sind: Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Integrations- und Anpassungsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen.

Die Anerkennung für das hier Geleistete wurde durch unsere Mitglieder, die Dorfbewohner, Freunde und Gönner unseres Vereins in den vergangenen 50 Jahren gleich mehrfach unter Beweis gestellt. Ich selbst durfte dies in den vergangenen Jahren, in denen wir uns intensiv um den Umbau unseres Hartplatzes in einen Rasenplatz bemüht haben und nun ja auch weitgehend umgesetzt haben, in zahlreichen Gesprächen im Werben um unsere Platzpatenschaften in eindrucksvoller Weise erfahren und bin überwältigt über die diesbezügliche Unterstützung und Spendenbereitschaft. Inzwischen haben wir rund 28.000 €,d. h. fast 5.600 m² an Patenschaften vergeben und sind zuversichtlich, das anfangs nicht für möglich gehaltene Ziel, alle 6.800 m² zu veräußern, zu erreichen.

Nicht nur die Spendenbereitschaft sondern auch die Akzeptanz im Dorf für die nicht unerheblichen Belastungen durch den ständigen Schwerlastverkehr in diesem Jahr im Ort in diesem Zusammenhang zeugen von einer hohen Unterstützung der Belange des Sportvereins. Dafür sage ich an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

Ein herzliches Dankeschön gilt darüber hinaus allen, d. h. der Politik, der Verwaltung, den Verbänden, der Wirtschaft, unseren Mitgliedern, Freunden und sonstigen Gönnern, die sich in den vergangenen 50 Jahren für die Belange des FC Oberwalgern aber auch des Fußballsports insgesamt eingesetzt haben, und dies hoffentlich auch in der Zukunft weiterhin tun werden.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Walter Ruth

 

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